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Wie schon beim 300er bin ich auch zu diesem Brevet bereits am Vortag angereist, wieder mit Zelt und mit der Bahn bis Hessisch Oldendorf. Da es mittlerweile dank Frühjahr und Sommerzeit länger hell ist komme ich erst gegen 20 Uhr vor Ort an und baue meine mobile Behausung im Krohne'schen Garten auf. Der Campingkocher bleibt diesmal zu Hause, Magen zuvor und auf der Bahnfahrt bereits reichlich gefüllt. Uwe ist diesmal abends schon eher da. Wir unterhalten uns noch ein wenig, anschließend lege ich mich schlafen. In der Nacht bleibt es hochsommerlich warm. Auch für die Fahrt am Samstag ist optimales Wetter mit Temperaturen oberhalb 25 Grad angesagt, mit Sonnenschein und ohne jegliche Wolken. So schmiere ich mich dann morgens auch direkt mit Sonnencreme ein, auch wenn ich zum Start erstmal mit übergezogenem Langarm-Trikot und Laufhose über der kurzen Radhose starte. Ich bin und bleibe nunmal eine Frostbeule, für kurz/kurz reichen mir die morgendlichen 15 Grad noch nicht. Kurz vor halb acht haben sich dann ungefähr 20 Starter eingefunden. Uwe hält die obligatorische kleine "Ansprache" und gibt noch ein paar Hinweise zu den Nachtkontrollen sowie zu einer Routenänderung gegenüber dem Streckenplan, die man zwecks Vermeidung eines Radwege-Neubaus fahren kann. Dann geht es los. Bis Vlotho fahren wir geschlossen die selbe Strecke wie beim 300er. Mit dem Wind im Rücken und auf der nur leicht welligen Strecke steht an der ersten Kontrolle ungefähr ein 30er-Schnitt auf dem Tacho. Jetzt bin ich warmgefahren und ziehe erstmal das lange Trikot und die Laufhose aus. Zügig, aber nicht mehr in geschlossener Gruppe sondern schon etwas "zerbröselt" geht es dann auf der anderen Weserseite wieder ein Stück zurück, um über Silixen und Barntrup Richtung Blomberg zu kommen. Hier wird es hügeliger, teilweise fahre ich noch mit ein paar Mitstreitern zusammen, andere ziehen an den Steigungen in einem Affenzahn vorbei als gäbe es kein morgen mehr. Im Extertal versuche ich noch einmal kurz an einen vorbeiziehenden "Schnellzug" dranzufahren, lasse es aber lieber bleiben und fahre nun mit deutlich ruhigerem Tempo weiter. Das letzte Stück nach Blomberg rein führt die Route über die B1, die in Blomberg ein ordentliches Gefälle hat. Als ich mit zwei weiteren Fahrern dort runtersause zieht plötzlich aus einer Grundstücksausfahrt so 'n asozialer Mercedesfahrer im Schnarchtempo raus. Vollbremsung und Schlitterpartie auf den glücklicherweise gerade freien Fahrstreifen der Gegenrichtung. Das ist mal so gerade noch gutgegangen. Am Ortsausgang Blomberg dann die zweite Kontrolle, wie in Vlotho auch wieder an einer Tankstelle. Ich halte mich nicht lange auf und fahre kurz hinter zwei anderen Fahrern weiter. Die beiden ziehen an der Auffahrt zur B252 erstmal vorbei, ich rufe noch kurz hinterher, was sie glücklicherweise noch hören. Zu dritt fahren wir dann auf die Ostwestfalenstraße auf, der wir 56 km lang bis nach Warburg folgen sollen. Dieser Abschnitt der B252 ist sehr schön zu fahren, es gibt bis auf zwei Ortsquerungen durchgehend einen Seitenstreifen und der Verkehr ist nicht besonders stark. Die Strecke verläuft wellig, was aber dazu führt daß unsere Dreiergruppe nur wenige Kilometer hält. Einer ist schneller als ich, einer langsamer. So hänge ich dann bald allein auf der Strecke und rolle gemütlich von Bodenwelle zu Bodenwelle durch die frühlingshafte Landschaft. Bis einschließlich Brakel gibt es keine Ortsdurchfahrten. Bei Brakel ist auch der tiefste Punkt der Strecke erreicht und es geht nun langsam aufwärts Richtung Peckelsheim parallel zur Nethe, d. h. die Steigung ist insgesamt sehr moderat. Am Anfang des Anstiegs lege ich dennoch eine kurze Pause ein und futtere ein wenig. Anschließend weiter bis Warburg, wo an einer Tankstelle die nächste Kontrollstelle ist und ich noch auf Lars (moffa) treffe. Der Tacho zeigt immer noch einen Schnitt von knapp 28 km/h an. Viel zu schnell. Aber das soll sich von nun an ändern. Gemeinsam mit Lars fahre ich an der "Kontroll-Tanke" wieder los, es geht zunächst auf der B7 Richtung Westuffeln. Dieser Abschnitt ist etwas hügelig und ich lasse meinen Begleiter zunächst hinter mir. Von Westuffeln nach Grebenstein ist dann ein kleiner Hügelzug zu queren, oben am höchsten Punkt lege ich nochmal eine kurze Futterpause ein. Großes Baguettebrötchen mit Putenbrust-Filet und Salat, unterwegs erstanden, sehr schmackhaft. Während ich meine Kalorienbilanz korrigiere zieht Lars vorbei. Dieses Hase-und-Igel-Spielchen hatten wir doch beim 300er auch schon... Gestärkt kullere ich dann runter nach Grebenstein, wobei ich die sehr schöne Innenstadt wegen des immer noch bestehenden Gefälles zügig durchquere. Das Gefälle endet dann an einer Bahnunterführung unter der Strecke Warburg-Kassel hindurch, die am tiefsten Punkt der Region verläuft. Und dahinter geht's gleich steil wieder hoch in Richtung Udenhausen und Reinhardswald. Der erste Abschnitt ist am übelsten. Hier bin ich schon mal auf Radreise durchgekommen, damals glücklicherweise in der anderen Richtung. Da ich aber weiß was mich erwartet schalte ich direkt auf den kleinsten verfügbaren Gang und gehe die Steigung *ganz* langsam an. Plötzlich von hinten: "was, schon müde?". Ulli aus Melle rückt im Wiegetritt an. "Wo kommst Du denn her?" - ich dachte er wäre schon längst über alle Berge. "Von hintäääään" - und er zieht auch direkt weiter durch. Nein, ich habe nicht die geringste Lust das Tempo mitzugehen. Hinter Udenhausen geht es dann irgendwann in den Reinhardswald. Ein sehr schönes Waldgebiet mit einem ganz anderen Charakter als die Wälder bei uns in Ostwestfalen. Hier stehen viele ältere Bäume, nicht so dicht gedrängt wie in manchen "Nutzkulturen". Das Waldgebiet macht einen erhabenen Eindruck, es ist ein alter Wald, der auf eine gewisse Art Ruhe, Gelassenheit und Ewigkeit ausstrahlt. Es ist eine Freude hier hindurchzufahren, auch wenn es natürlich erstmal munter weiter bergauf geht. Und irgendwann sehe ich auch Ulli dann wieder vor mir und ziehe auf gleiche Höhe. Das scheint er aber eher als Ansporn zu nehmen wieder Tempo zu machen. Nein, ich lasse mich nicht auf ein Rennen ein... Irgendwann geht es dann tatsächlich auch mal wieder abwärts, auf der Abfahrt nach Reinhardshagen kann man es richtig schön rollen lassen. Nun ist nach bereits 180 gefahrenen Kilometern wieder die Weser erreicht und es geht mit der Bundesstraße in Richtung Hannoversch Münden. Wobei "Hannoversch" Münden ungefähr so nahe bei Hannover liegt wie "Hessisch" Oldendorf bei Hessen. Die nächsten 10 km sind flach parallel zur Weser, leider stellt sich ein leichter Gegenwind ein. Und irgendwann sehe ich Ulli wieder vor mir und schließe auf. Gemeinsam fahren wir zusammen bis zur nächsten Kontrolle, wobei Uwe in der Streckenbeschreibung als Kontrollvorschlag eine Pizzaria in der Fußgängerzone angegeben hat. Mir ist aber im Moment überhaupt nicht nach Pizza. Und Ulli scheint keine rechte Meinung zu haben. Jedenfalls holen wir uns den ausstehenden Stempel bei einer Eisdiele, legen noch 'ne kurze Pause für ein Eis ein, anschließend geht's auf der anderen Weserseite weiter. Bei der Ausfahrt aus der Stadt gabeln wir noch einen weiteren "Leidensgenossen" auf. Da Ulli nun wieder mächtig Tempo an den Tag legt lasse ich ihn ziehen. Ein paar Kilometer geht's nur noch zu zweit weiter, dann raspelt irgendwas am Vorderrad und ich melde mich zwecks kurzem Kontrollstop ab. War nur ein kleines Schottersteinchen, was sich oberflächlich in den Mantel gepiekt hat. Abgestreift und weiter, nun fahre ich erstmal wieder allein. Obwohl die Strecke parallel zur Weser verläuft gibt es hier immer wieder kleinere Hügelchen. Und mein Trinkvorrat neigt sich allmählich dem Ende zu. In Hannoversch Münden sind wir weder an einer Tankstelle noch an einem Supermarkt vorbeigekommen und in den kleinen Orten, die jetzt zu durchfahren sind, gibt es auch keine Infrastruktur. So spekuliere ich darauf, in Bodenfelde irgendwie einkaufen zu können. Dort hat auch tatsächlich noch ein Getränkemarkt offen, wo ich erstmal zweieinhalb Liter Flüssigkeit erstehe. Das reicht für zwei volle Trinkflaschen, der Rest landet direkt per Druckbetankung im Magen. Hinter Bodenfelde geht es Richtung Amelith und damit aufwärts in den Solling. Wegen der zu erwartenden längeren Steigung lasse ich es ruhig angehen. Da fährt am Ortsausgang Bodenfelde ein Kid auf Schlammspringer von hinten an mich ran und quatscht mich an, daß ich doch schneller fahren könne wenn ich einen kleineren Gang einlege und mit höherer Trittfrequenz fahre. Das bejahe ich natürlich, kann es mir aber nicht verkneifen ihm mitzuteilen daß das mit dem Radfahren nach bereits 230 km bisweilen etwas anders funktioniert. Irritierter Blick zurück. Kurzer Tipp, daß er gern im Netz mal nach "Randonneuren" recherchieren kann, dann trennen sich unsere Wege auch wieder. Ein kurzes Stück später sehe ich dann ein bekanntes Gesicht am Straßenrand. Lars hat einen Stopp eingelegt. Ich halte kurz an, wir wechseln ein paar Worte, er will auch weiter, also fahren wir wieder ein kleines Stück zusammen. Irgendwie habe ich ihn bei Amelith dann aber wieder verloren. Kurze Zeit später ist der höchste Punkt der Solling-Querung erreicht und es geht zügig wieder abwärts in Richtung Lauenförde und Beverungen. Diesen Abschnitt waren wir beim 300er bereits in umgekehrter Richtung gefahren. Während ich dann in Beverungen durch die Stadt zu der Tankstelle fahre, wo ich auch beim 300er schon meinen Stempel geholt habe, höre ich von rechts lautes Rufen. Da sitzen noch mehrere Randonneure bei einer Pizzaria. Eigentlich gar keine schlechte Idee, hier etwas zu essen. So stelle ich mein Rad ab, ordere mir eine Pizza Hawaii und eine große Cola und lege erstmal eine Freßpause ein. Bis auf Ulli, der auch gerade noch futtert, machen sich die restlichen Fahrer aber bereits wieder auf den Weg. Und Ulli verschwindet dann auch recht bald. Kurze Zeit später zieht Lars zweimal vorbei. Einmal auf dem Weg zur vom 300er bekannten Tankstelle, wenige Minuten später wieder zurück. Die Pizza tut jetzt richtig groß und ist so riesig, daß ich leider einen Rest stehen lassen muß. "Überfressen" ist auch keine gute Idee. Aber das Essen hat gut getan, so starte ich gestärkt in Richtung Fürstenberg, wo es - wie der Name schon vermuten läßt - einen längeren Anstieg gibt. Während eines Anstieges in einem Waldstück treffe ich noch ein letztes Mal kurz auf Ulli, der aber sofort wieder das Tempo anzieht. Um erst gar nicht in Versuchung zu kommen hier eine Hetzjagd zu beginnen lege ich nochmal kurz eine Pause ein und mache mich hier schonmal für die Abend-/Nachtfahrt fertig. Es wird langsam ohnehin etwas kühler, also langes Trikot an und schonmal die Reflexschärpe. Dann weiter Richtung Holzminden. Hier verfahre ich mich einmal kräftig, weil ich die falsche Straße aus der Stadt heraus nehme. Der Streckenplan ist hier leider etwas unvollständig bzw. mißverständlich, übrigens die einzige Stelle an der ich ein Problem mit der ansonsten sehr guten "Marschtabelle" habe. Da ich sicherheitshalber aber eine topographische Karte mitschleppe finde ich dann letztlich doch wieder auf die Strecke zurück und es geht über Allersheim nach Bevern. Mittlerweile wird es dunkel. Und hinter Bevern richtig fies. Die Straße nach Reileifzen bietet einen hundsgemeinen Anstieg mit bis zu 13 % Steigung. Ehrlich gesagt kann ich den gerade überhaupt nicht brauchen und lege auf halber Höhe einen kurzen Zweiminuten-Stopp ein. Immerhin reicht das um den Rest zwar schnaufend, aber noch halbwegs souverän hochzukraxeln. Oben erwartete ich dann eigentlich besagte Ortschaft, aber nix da, es geht sofort wieder runter, mit wiederum bis zu 13 % Gefälle. Die kurze Abfahrt ist mies zu fahren, irgendwie kommt mein Rad dabei sogar ein wenig ins Schlingern. Ich mache zunächst schlechten Straßenbelag und mittlerweile aufgekommenen Wind dafür verantwortlich. Der nächste Abschnitt verläuft nun nahe der Weser bis Dölme, dann über einen kleinen Hügel bei Rühle und nach Bodenwerder. Da es mittlerweile schon recht spät ist hat die bisher bewährte "Kontroll-Tanke" natürlich zu, so fahre ich in Richtung Fußgängerzone und finde dort noch eine Kneipe, wo man mir gern einen Stempel und auch eine Apfelschorle gibt. Nur... wo ist der Stempel? In einer gemeinsamen Suchaktion durchwühlen wir hinter der Theke die diversen Schubladen. Offenbar hat *diese* Kontrollmöglichkeit vor mir noch niemand in Anspruch genommen. Jedenfalls ist der Stempel dann irgendwann gefunden, die Apfelschorle tat gut, für die ganze Hektik die ich da verbreitet habe hinterlasse ich ein wenig Trinkgeld und es geht wieder zurück über die Weser und weiter Richtung Eschershausen. Bei der Ausfahrt aus Bodenwerder fühle ich mich ein wenig in frühere Zeiten versetzt, die ich eigentlich gar nicht erlebt habe. Parallel zur Straße verläuft eine alte Bahnstrecke, auf der vermutlich nichts mehr fährt und die schon gut überwuchert ist. Auch der Lokschuppen bei Linse zeugt im Mondlicht von vergangenen Zeiten. Personenzüge fahren auf der Bahnstrecke Emmerthal-Bodenwerder-Vorwohle schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr, aber irgendwie hat man anscheinend alles einfach so stehen gelassen wie es früher einmal war. Es geht nun aufwärts Richtung Westerbrak und Kirchbrak und von dort nach Oelkassen. Diese Ortschaft liegt komplett im Dunkeln. Keine Straßenbeleuchtung, auch in den Häusern kein Licht zu sehen. So richtig ausgestorben. Es erfordert etwas Konzentration hier den Verlauf der Straße zu erkennen. In Scharfoldendorf und Eschershausen gibt es dann wieder Zeichen menschlichen Lebens: einen Fußgänger und ein paar wenige fahrende Autos. Der weitere Abschnitt ist zunächst bis Lenne flach, dann geht es über einen kleinen Hügel und schon ist der nächste Kontrollpunkt Stadtoldendorf erreicht. Die Kneipe "Standuhr" hat noch offen und ich bekomme um punkt Mitternacht meinen Kontrollstempel und eine Apfelschorle. Und komme erstmal mit ein paar Gästen ins Gespräch, die dort noch an der Theke sitzen und sich danach erkundigen, warum Radschuhe so laut klappern und warum Radfahrer nachts irgendwelche Stempel haben wollen. Und ein Hund ist da, der mit mir spielen will. Eine halbe Stunde sitze ich hier, trinke noch 'ne Apfelschorle und wir haben eine lustige Unterhaltung, dann geht's wieder raus auf den nächsten Abschnitt. Zunächst geht es wieder zurück nach Eschershausen, allerdings diesmal auf anderer Strecke und über einen anderen kleinen Hügel. Kurz vor der Abfahrt runter nach Eschershausen habe ich am Vorderrad mal wieder ein komisches Gefühl. Kurzer Stopp und Inspektion, viele Blüten kleben da dran. Hmm. Ich bin etwas mißtrauisch, nehme die Abfahrt mit reduziertem Tempo und halte unten in Eschershausen nochmals für eine weitere Kontrolle an. Es scheint alles ok, also fahre ich beruhigt weiter. Es geht nun nochmals durch Scharfoldendorf, von hier aber dann über den Ith in Richtung Coppenbrügge. Das ist nochmal ein längerer Anstieg, der durchaus anstrengend wird. Hier komme ich aber ohne Zwischenstopp durch. Bei Wallensen sollen wir laut Uwes Streckenplan weiter Richtung Thüste fahren und vorbei an Salzhemmendorf nach Hemmendorf. Aber Hemmendorf ist hier nach links abzweigend beschildert. Ich rätsele einen Moment und entschließe mich, hier links abzubiegen. Vor allem weil die Kilometerangabe auch stimmig ist mit den Wegepunktabständen, die der Streckenplan vorsieht. Durch Thüste fahre ich nicht, wohl aber durch Salzhemmendorf. Und sehe dort auch, warum Uwe uns vermutlich hier nicht entlangschicken wollte. In der Einfahrt Salzhemmendorf steht plötzlich ein Verbotsschild für Radfahrer. Nun ja, hier ist eh niemand mehr den es stören könnte wenn ich hier langfahre, also weiter. Der Grund für das aufstellte Schild dürften die in extrem stumpfem Winkel verlaufenden Bahngleise sein, die hier zweimal die Straße kreuzen. Bei Hemmendorf stoße ich dann auf die B1 und damit auch wieder auf die vorgesehene Strecke. Aus Hemmendorf heraus ist auf der B1 Baustelle, der Asphalt in einem leichten Anstieg abgefräst und die Straße für ein kurzes Stück etwas blöd zu fahren. Dafür wird es anschließend richtig schön. Der Wind bläst mittlerweile von schräg-hinten, so geht es nun über Coppenbrügge und Hachmühlen zügig voran Richtung Bad Münder. Dort rätsele ich allerdings mal wieder für einen kurzen Moment, als plötzlich ein Schild "Kraftfahrstraße" auftaucht. Nochmal Blick ins mitgeschleppte Kartenmaterial, tatsächlich kann man die hier links abbiegende Straße fahren um direkt in den Stadtkern Bad Münder zu kommen. Da ich jenseits des Ortes nochmal Steigungen vermute lege ich hier nochmal eine kurze Pause ein, werfe ein Gel ein und trinke 'ne ordentliche Fuhre. Der Anstieg nach Hamelspringe ist dann aber letztlich doch gar nicht so wild, es geht nur seicht aufwärts und ab dort mit Rückenwind und Abwärtstendenz "über die Dörfer" in Richtung Lauenau. In einem der Orte halte ich nochmals an. Mir wird allmählich kalt und ich habe schon wieder Hunger. Also weiteres Trikot und noch zwei Scheiben Rosinenbrot in die Futterluke geschoben. Dann weiter Richtung Autohof Lauenau, wo wir uns den nächsten Kontrollstempel besorgen sollen. Bei der Gelegenheit nehme ich mir gleich noch ein paar Croissants zum Frühstück mit und trinke vor Ort noch einen Kaffee denn ich erwarte auf dem letzten Abschnitt zurück nach Großenwieden noch ein paar Höhenmeter und der Puls will mittlerweile nicht mehr so richtig hoch. Die letzten 21 km sind dann schnell zu fahren. Nach dem Kaffee läuft's wieder gut, der Wind kommt von hinten, da sind die Anstiege nicht mehr wirklich wild. Auf dem Höhenzug angekommen zeigen sich im Osten erste Zeichen der Morgendämmerung, ein schönes Gefühl so in den anbrechenden Tag hineinzufahren. Dafür ist die letzte Abfahrt runter Richtung Rohden dann allerdings etwas gruselig, weil die augenscheinlich breite und gut ausgebaute Straße hier einen ziemlich üblen Belag hat. Und mein Rad kommt mal wieder ins Schlingern. Kann ich den Lenker nicht mehr gescheit halten oder was ist hier los? Welsede bringt dann auch nochmal eine Überraschung der anderen Art mit: eine schlecht zu erkennende abknickende Vorfahrt. Ich fahre geradeaus und sehe nur noch ein "Tempo-30-Zone"-Schild und Kopfsteinpflaster. Vollbremsung mit schreienden Bremsen und zurück. Anderen Berichten nach scheine ich nicht der einzige gewesen zu sein der hierauf reingefallen ist... Um 5:07 Uhr komme ich dann in Großenwieden wieder an. Es steht noch eine Thermoskanne mit Kaffee und ein wenig Kuchen auf dem Tisch. Der 400er ist nun auch geschafft. Tourdaten: Fahrstrecke: 411.93 km Fahrzeit: 17:23h netto, 21:37h brutto Tachoschnitt: 23.83 km/h Vmax: 68.9 km/h
Kontrollzeiten: K1 Vlotho 8:34h K2 Blomberg 10:46h K3 Warburg 13:21h K4 Hann. Münden 16:20h K5 Beverungen 19:02h K6 Bodenwerder 22:35h K7 Stadtoldendorf 00:00h K8 Lauenau 04:00h Ziel Großenwieden 05:07h Nachlese: In Großenwieden wieder angekommen bin ich noch gut wach und eigentlich in recht brauchbarer Konstitution. So dauert es noch eine ganze Zeit bis ich mich dann tatsächlich in mein Zelt verkrieche. Während die Sonne schon aufgeht schlafe ich dann noch so ca. drei Stunden, dann wird es mir im Zelt zu warm und ich fange an, gemütlich meine Sachen zu packen. Gegen 10:30h taucht dann doch noch jemand auf, und zwar Jürgen, der sich wohl bei Fürstenberg entschlossen hat die Tour abzubrechen, dort geschlafen hat und dann morgens auf direktem Weg an der Weser zurückgeradelt ist. Er machte aber dennoch keinen unglücklichen Eindruck. Während ich geschlafen habe muß ansonsten noch mindestens ein weiterer Fahrer nach mir eingetrudelt sein. Aber auch bei diesem Brevet habe wieder klar zu den "Langsamfahrern" gehört, wobei das sicher auch auf meine häufigen und eher großzügigen Pausen zurückgeht. Dafür war die Strecke so sehr angenehm für mich zu fahren und es blieb genug Zeitpuffer, falls es doch noch einen ernsteren Defekt unterwegs gegeben hätte oder ich doch eine Schlafpause benötigt hätte. Mein Zug zurück nach Paderborn geht mittags ab Hessisch Oldendorf. Die Bahnfahrt und auch die letzten Kilometer auf dem Rad zurück nach Hause verlaufen unspektakulär. Die Beine wehren sich nicht allzu nachdrücklich gegen weitere Radkilometer, allerdings fahre ich mit der Spritzigkeit einer Dampfwalze und es dauert nach jedem Ampelstopp eine halbe Ewigkeit, bis ich wieder auf "Sollgeschwindigkeit" bin. Und am Montag morgen bemerke ich dann auch den Grund, warum mein Rad an diversen Abfahrten so rumgeschlackert hat: Plattfuß am Vorderrad. Bei der Pannenbehebung sehe ich, daß der Schlauch auf einem längeren Stück richtiggehend aufgerauht und mit dem Mantel verklebt ist. Und das obwohl ich normalerweise reichlich Talkum verwende. Möglicherweise habe ich mir das bei der Schlitterbremsung in Blomberg eingefangen und bin den Großteil der Tour bereits mit schleichendem Druckverlust unterwegs gewesen. Andere Schadstellen an Mantel und Schlauch waren nämlich nicht zu erkennen. Und das Geschlackere in Abfahrten würde gut zu mangelndem Druck im Vorderrad passen. Ansonsten hat die Tour offenbar keine weiteren Schäden hinterlassen. Die Beine sind am Montag zwar noch etwas beleidigt, das dürfte sich aber bald wieder geben. Also kann der 600er demnächst ruhig kommen...
Daniel Rödding
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