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Brevet London Edinburgh London 2005

1-5 | 6-10 | 11-15 | 16-20 | 21-25 | 26-30 | 31-35 | 36-40 | 41-45 | 46-50 | 51-55 | 56-60

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Tourname: Brevet LEL 1400 km
         
Verein: Audax UK
VerfasserIn: Astrid Muth
Datum: Juli 2005
Startort: Thorne
Tourlänge: 1400 km
Höhenmeter in M:

 

 

Da der Bericht sehr lang geworden ist, habe ich ihn aufgeteilt. So kann man sich, wenn’s zu lang wird oder nur bestimmte Dinge interessieren, an den Überschriften orientieren und auswählen. 

 

Zu den Vorüberlegungen welche Tour ich fahren könnte: 

 

Ich wollte eigentlich nicht in England fahren. Ich konnte es mir auch gar nicht vorstellen, weil die Tour 200 km länger und weil Linksverkehr ist.

Das waren die beiden Punkte die mich von vorneherein völlig abgeschreckt haben. Leider sah ich keine Möglichkeit bei den Dänen oder den Spaniern mitzufahren. Die Spanier haben einen seitenlangen Katalog, natürlich auf Spanisch, was sie alles haben wollen, wie z.B. Versicherung und ärztliches Attest. Dafür aber keine Angaben, auch nicht auf Nachfrage, wie viele Leute da mitfahren werden. Dann Aussichten auf stundenlanges Fahren bei 40°C im Schatten und trotz gleicher Preise wie Paris-Brest, fehlt natürlich auch das wichtigste, nämlich die Ausschilderung. Bei den Dänen fahren 50 Leute mit, da habe ich schon gar keine Lust drauf, denn das bedeutet die gesamte Tour wahrscheinlich niemanden zu sehen. Nein danke. 

 

Zu den vorausgehenden Formalitäten: 

Die Engländer sind dagegen erfrischend unbürokratisch. Man braucht weder ein ärztliches Attest, noch eine Versicherung, noch braucht man sich, wer weiß wie lange, vorher anzumelden. Dazu haben sie ein einfaches Formular in dem man alles Gewünschte ankreuzen kann oder auch nicht, z.B. ob Kleiderbeutel, um sich nach der Hälfte der Strecke umziehen zu können oder ob Trikot oder Pastaparty. Das kommt dann zum Grundpreis hinzu, wenn man will. Außerdem, für mich wichtig, man braucht auch keine Brevets nachzuweisen, denn mir fehlt mal wieder ein Stempel. Auf der Tour selbst ist es allerdings überhaupt kein Problem alle Stempel zu sammeln, denn die Kontrollen sind offen und die Stempeltische stehen direkt vorne an den Eingangstüren. So besteht gar keine Möglichkeit keinen Stempel zu bekommen oder ihn zu vergessen, wie mir das öfters auf RTF’s passiert.

 

Zur Tour selbst: 

Ich kann nur noch von Thorne aus starten. Das liegt mitten auf der Strecke und somit auch mitten in England. Parken, übernachten, duschen und essen kann man am Sportplatz des dortigen Rugbyclubs der gleichzeitig der Startort ist.

Gestartet wird morgens zwischen 8 und 9 Uhr. Ca. 100 Leute starten von Thorne, die restlichen 300 von London. Dort starten auch fast alle Deutschen, während von Thorne  nur 4 Deutsche starten und sonst auch fast nur Briten. Der Anfang der Strecke ist relativ flach, obwohl es nach einiger Zeit immer auf und ab geht, mal mehr mal weniger.

Dabei sind auch Andreas und Manuel aus Düsseldorf und Berlin, die ich schon auf Michael’s 600 km Brevet kennengelernt habe. Auf dem ersten Streckenabschnitt bin ich ganz froh, dass ich anderen folgen kann, die sich anscheinend besser auskennen und mir auch einen entsprechenden Windschatten bieten. Sie sind später gestartet und überholen mich nach einer Weile.

Die Streckenbeschreibung ist insgesamt sehr übersichtlich und leicht verständlich, wenn man einige Dinge weiß. Der erste Abschnitt wird zum Ende hin sehr wellig und führt durch Howard Castle. Das bedeutet, über eine lange gerade Strecke ohne Autos durch große steinerne Tore, die zum Schloß gehören, zu fahren. Das ist ein gigantischer Anblick. Leider kann man das Schloß selbst nicht sehen. Unterwegs treffe ich auch einen Engländer, der mit der Nummer eins fährt, denn er ist bis jetzt jedes Mal mitgefahren. Das dürften, unter Vorbehalt, acht Mal gewesen sein.

Schon in der nächsten Kontrolle haben die Londoner ihre Kleiderbeutel deponiert, während die Thorner ihre in der nördlichsten Kontrolle in Dalkeith haben.

 

Zwischen der 3. und 4. Kontrolle kann man wahlweise noch eine Zwischenstation anfahren. Nach der 4. Kontrolle gibt es die Möglichkeit entweder einer viel befahrenen flachen Strecke zu folgen oder einer ruhigen, aber dafür hügeligen Tour. Da mein momentaner Begleiter Damon, der unterwegs, auch beim Fahren, jede Menge Filme macht, lieber die flachere Strecke wählt und ich feststellen muss, dass diese Strecke abends ohnehin nur schwach befahren ist, wähle ich dann doch auch die einfachere Variante.

Nach der 5. Kontrolle kommt ein sehr schöner, ich würde sagen, der schönste Streckenabschnitt der Tour. Er führt durch das schottische Hochland. Das ist eine sanfte Hügellandschaft mit Gras bedeckt, wenige Bäume, außer einem großen Waldgebiet, viele Schafe und leider auch viele überfahrene Kaninchen. Hier sind nicht nur die Straßen sehr ruhig, sondern das ganze Gebiet. Diese Ruhe wirkt sich auch im Dunkeln sehr angenehm aus, außerdem ist es sehr lange hell. Die Nächte dauern zurzeit ohnehin nur 6 Stunden. Es regnet glücklicherweise nicht, aber es wird doch kalt, insbesondere am frühen Morgen als die Nacht schon fast um ist. Ich friere trotz Winterjacke.

 

Die 6.Kontrolle ist bereits Dalkeith nahe Edinburgh, also der Wendepunkt für die Londener nach der halben Strecke und für die Thorner nach dem Viertel der Strecke. Hier nehme ich mir nur ein paar Riegel aus meinem Kleiderbeutel, sonst brauche ich nichts, da ich nicht nass geworden bin. Man kann übrigens auch an allen oder fast allen Kontrollen duschen.

Nach Thorne zurück komme ich montags morgens, was bedeutet, dass ich doch leider über sehr verkehrsreiche Straßen fahren muss, da bin ich froh, wenn bald wieder in Nebenstraßen abgebogen wird. Es ist nicht so schön wieder in Thorne, dem Startpunkt zu sein und die Strecke noch gar nicht beendet zu haben, dafür hat es aber den Vorteil, dass alle Sachen da sind für den Fall, dass man sich umziehen möchte. Über 800 km sind nun auch schon gefahren.

Dann geht es zur Kontrolle nach Lincoln, glücklicherweise ist hier um die Kontrolle herum ausgeschildert, sonst kann es schwierig werden, insbesondere wenn man zur Hauptverkehrszeit hier durchkommt, da die Stadt relativ groß ist und der Startort, auch mit Plan, nicht so leicht zu finden. Die Kontrolle ist eine nette Jugendherberge, die den RadfahrerInnen ganz alleine zur Verfügung steht, wie übrigens alle Jugendherbergen auf der Strecke.

 

In Thurlby folgt dann meine Lieblingskontrolle in einer Schule, weil es hier für mich die beste Verpflegung gibt, nämlich lauter leckeren Kuchen und Obstsalat, aber natürlich auch wieder verschiedene warme Essen. Den Obstsalat vertrage ich aber leider nicht, wie ich feststellen muss, denn die Säure scheint mir den Mund zu verätzen. Scheinbar sind die Schleimhäute sehr empfinglich geworden.

Leider geht es danach auch wieder verkehrsreich, wenn auch ein Stück flach, weiter, so dass ich mich nicht richtig auf den Plan konzentrieren kann. Ich verfahre mich, aber tagsüber ist das meist kein Problem, da man doch irgendwo Leute findet die weiterhelfen können. Später kommt dann wieder ein sehr angenehm zu fahrendes Stück durch welliges Gelände mit Feldern und durch kleinere Orte. Zwischendurch liegen jetzt auch ab- und zu RadlerInnen am Straßenrand. Ein bisschen Schlaf zwischendurch kann schließlich nicht schaden. An der nächsten Kontrolle in Gamlingay komme ich bereits nachts an.

 

Die Kontrolle danach ist bei London, also der Ausgangspunkt der LondonstarterInnen, nämlich Lee Valley. Die Fahrt hierher gestaltet sich für mich zu einem Suchen, wie mir scheint, fast ohne Ende, aber irgendwann komme ich schließlich an. Es ist leider schon hell, so wird es doch wieder nichts mit dem Schlafen, da ich im Hellen lieber fahre. Manuel schläft dort gut in einem Nebengebäude und schwärmt mir anschließend vor, wie toll und ruhig er geschlafen hat, ganz alleine im Zimmer.

 

Einige Zeit später fahren wir zusammen los. Leider kommen wir schlecht raus und verfahren uns gleich. 6 Kreisverkehre hintereinander sind wohl doch etwas viel, wie sich bald herausstellt, und zwar nicht nur für ÜberseelerInnen, sondern auch für Engländer. Als wir uns versuchen durchzufragen, was sich ebenfalls als nicht so einfach gestaltet, stößt nämlich noch ein Engländer zu uns, der sich trotz sicherlich guten Englischkenntnissen und an Linksverkehr gewöhnt, nicht zurecht findet.
Als wir wieder auf dem richtigen Weg sind, hauen mir die beiden ab und ich habe das Gefühl ich ertrage die Streckensuche nicht mehr, obwohl ich mich noch nicht verfahren habe. Später geht es dann doch wieder weiter, bis ich mich verfahre und trotzdem es Tag ist, beginnt eine Art Odyssee. Ich mache es wie immer, d.h. durchfragen. Nur leider sind natürlich alle Leute Autofahrer, die mich auf eine, aufgrund von Bauarbeiten eingeengte, zu dieser Zeit extrem befahrene Straße verweisen.
Sie meinen zwar die Abfahrt ist nicht weit, für einen Autofahrer mag das auch stimmen, für mich ist sie aber zu weit, denn ich habe nicht vor Selbstmord zu begehen.
So fahre ich nach einiger Zeit auf die Baustelle. Leider stellt sich heraus, dass es hier keine andere Straße gibt als die eben benutzte. Ich weigere mich aber diese Straße mit dem Fahrrad noch einmal zu befahren. Ich probiere es mit einer von der Baustellen abgehenden Landstraße, obwohl mir gesagt wird, dass es eine Sackgasse ist. Nach langer Zeit lande ich dann irgendwann an einer Radiostation mitten in der Pampa, die aber erstaunlich gut bewacht und eingezäunt ist. Ich habe unheimliches Glück, denn ein Mann, der gerade aus der Station kommt, ist bereit, mich im Auto über diese, für mich nicht befahrbare Straße, bis zur Abfahrt mitzunehmen. D.h. wieder zurück das Ganze und von dort aus finde ich wieder auf die Strecke.
Bis zur Kontrolle ist es noch eine Weile und wieder lande ich in einer sehr langen Baustelle, dieses Mal aber ohne Autoverkehr. Die Bauarbeiter helfen mir dort, mein Fahrrad über einen Engpass zu tragen.

 

Endlich komme ich doch tatsächlich irgendwann an der Kontrolle an. Ich bin ziemlich müde, aber es ist Tag und ich habe keine Lust zu schlafen. Als ich losfahre, überholt mich David, mit dem ich mich bis zur nächsten Kontrolle durchkämpfe. Er wartet immer wieder auf mich, denn hier haben wir Wind von vorne und selbst im Windschatten komme ich nicht mit.

Die Kontrolle erreichen wir erst im Dunkeln und wir beschließen zu schlafen. Als ich wieder aufwache, ist David schon weg, denn er konnte nicht schlafen, wie er mir später erzählt. Das Zimmer hat nicht nur etliche Betten, sondern auch etliche Schnarcher. Ich war aber zu müde, um das auch nur im Ansatz zu bemerken, wahrscheinlich gehörte ich selbst ebenfalls zu den ÜbertäterInnen.

 

Der letzte Streckenabschnitt steht an. Es ist trocken und hell. Viele RadlerInnen kommen mir entgegen, was die Orientierung sehr erleichtert. Ich fühle mich, als wäre ich nur 150 km gefahren und habe ausgesprochen gute Laune. Klar, ich weiß, ich brauche auch nur noch 70 km zu fahren. Trotzdem erstaunlich, körperlich habe ich keine Probleme, obwohl ich doch sehr alt aussehe, um die Augen rum, dafür ist mein Hintern heile geblieben und meine Arme und Beine fühlen sich normal an. Mir scheint die Tour habe ich gut überstanden, zumindest körperlich, psychisch nicht so sehr, dafür habe ich zu viel gesucht. Es ist noch früh am Morgen als ich in Thorne ankomme und ich verbringe den ganzen Tag damit, auf die Ankommenden zu warten. Leider fängt es abends an zu regnen und einige werden jetzt doch noch nass und kommen daher reichlich durchgefroren an.

 

Auch am nächsten Tag bekomme ich keine dicken Beine und kein aufgequollenes Gesicht, wie es beim letzten Mal, nicht nur bei mir, der Fall war. Manuel hat die Tour auch sehr gut geschafft, vor allem wenn man bedenkt, dass er schon 1400 km von Berlin nach Thorne mit dem Fahrrad gefahren ist, um dann hier die Tour zu fahren. Da frage ich mich, wer ist verrückt. Andreas scheint die Tour auch gut überstanden zu haben. Leider hat er aber unterwegs sein Trikot und sein Handy verloren.

Bis zum nächsten Morgen kommen alle noch an. Damon zeigt auf dem Laptop seine Filme die er bisher und auch dieses Mal unterwegs gemacht hat. Leider kann ich mir das nicht bis zum Ende ansehen. Um 22 Uhr bin einfach zu müde und muss ins Bett.

 

Zu den Kontroll- und Schlafstellen:

In der ersten Kontrolle gibt es außer vollständigem Mittagessen auch mehrere Kuchen und Obst zur Auswahl. Die Preise an den Kontrollstellen sind sehr unterschiedlich, wie ich mit der Zeit festgestelle. An den Youth Hostels scheint es am preiswertesten zu sein. Ich habe aber nicht alle Kontrollen ausprobiert. Jede Kontrollstelle ist autonom organisiert, d.h. dass nicht nur unterschiedliche Preise genommen werden, sondern auch die Schlafgelegenheiten und das Verpflegungsangebot fallen sehr unterschiedlich aus. Allerdings ist es meist mit einem Kantinenangebot vergleichbar. Bei den Schlafgelegenheiten kann es sich um Matten auf dem Boden, hinter Verschlägen, handeln, irgendwo zwischen Eingangstür, Toilette, Küchenbereich und Aufenthaltsraum, weil letztlich doch alles in einem Raum ist, nur durch leichte Bretterwände getrennt, wie z.B. in Boston Hall, einer Station vor Dalkeigh, der nördlichsten Station. Es kann aber auch sehr komfortabel ausfallen wie in Lee Valley, bei London, der südlichsten Kontrolle. Wo man u.U. ganz alleine im Raum schlafen kann, in völliger Ruhe. Sicher ist das auch abhängig von der Zahl der gerade Anwesenden die übernachten wollen.

Mehrfach habe ich gehört und auch selbst bemerkt, dass man schon sehr müde sein muss, wenn man schlafen können will. An fast allen Kontrollstellen ist die Verpflegung für AnbeterInnen von Warmverpflegung sehr gut und bietet viel Auswahl, ähnlich wie in der Kantine. Das Essen sieht gut aus und schmeckt scheinbar auch so. Ich esse hier zum ersten Mal in meinem Leben Porridge in Langdon Beck im Youth Hostel, außerdem gibt es auch Milchreis mit viel Marmelade, denn süß muss es für mich schon sein. Die Getränke sind übrigens meistens umsonst, manchmal muss der Tee oder Kaffee aber auch bezahlt werden, wie gesagt, jede Verpflegungsstelle arbeitet autonom.

Die Leute an den Kontrollstellen sind ausgesprochen freundlich und interessiert wie es einem geht und unterhalten sich gerne. Sehr viele sind wohl auch die ganzen 4 Tage da und schlafen teilweise weniger als die RadfahrerInnen. Sie stehen voll hinter der Sache, obwohl manche oder viele noch nie solch eine Strecke, auch nicht diese, gefahren sind und auch nicht vorhaben zu fahren. Viele sind auch nicht zum ersten Mal dabei.

 

Zur Nicht-Ausschilderung:

Leider dürfen die VeranstalterInnen keine Schilder anbringen. Das dürfen, wer hätte das gedacht, nur zwei Automobilclubs und inzwischen auch ein Radclub. Die OrganisatorInnen versuchen darüber nun auch die Erlaubnis zu erhalten, ihre Tour ausschildern zu dürfen. Denn sie sind stolz darauf sich bis jetzt bei jeder Veranstaltung vergrößert zu haben und möchten gerne noch viel größer werden. Verdient hätten sie es mit Sicherheit, denn sie geben sich wirklich alle Mühe die ganze Sache optimal zu gestalten.

Es wäre aus meiner Sicht wünschenswert, wenn das klappen würde, denn es wäre zwar ein Mehraufwand für die OrganisatorInnen, aber mit Sicherheit eine Angelegenheit, die diese Tour speziell für AusländerInnen attraktiver machen dürfte und die Fahrfreude, zumindest stellenweise, doch erheblich erhöhen könnte. Denn es ist keine Frage, dass es eine ungeheure Erleichtung ist eine ausgeschilderte Strecke zu fahren, insbesondere nachts und wenn die Streckenführung nicht eindeutig ist oder die Richtung ständig wechselt, was sich bei solch einer langen Tour nicht vermeiden lässt.  

 

Zum Autofahren in GB:

Vor dem Autofahren in GB hatte ich echt große Befürchtungen, dass das zu schwierig für mich sein könnte. Es war offensichtlich nicht zu schwierig, denn ich lebe ja noch, aber es ist gefährlich, denn ich habe eben auch viel Glück gehabt, beim Autofahren wie auch beim Radfahren und auch als Fußgängerin beim Überqueren der Straße. Mit der Zeit bekam ich zwar auch mehr Gefühl dafür, wie ich zu fahren bzw. mich zu bewegen hatte, aber ich blieb immer eine Fahranfängerin und so bin ich auch gefahren, d.h. langsamer als in Deutschland und immer dankbar, wenn andere auch vorsichtig gefahren sind. Die ganze Sache als „kein Problem“ zu bezeichnen, halte ich nicht für angemessen und trifft es aus meiner Sicht wirklich nicht. Das Wechseln in Frankreich auf der Rückfahrt auf die „richtige“ Seite war dagegen automatisch als wäre ich nie links gefahren.

 

Nachwort:

 Ich mache das Ganze nicht, um von anderen zu hören zu bekommen, dass ich eine tolle Leistung erbracht habe. Ich denke nicht, dass es eine tolle Leistung ist. Für mich ist es ein Abenteuer und das Ausprobieren von Grenzen. Deshalb mache ich es. Ich wollte mir diese Tour angenehmer gestalten als PBP. Das bedeutet angemeldet zu fahren, die Rundumversorgung in Anspruch nehmen zu können und jede Nacht zu schlafen. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich solche Probleme haben würde der Strecke zu folgen, obwohl ich natürlich aus Erfahrung weiß, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass man sich nicht verfährt. So hat mich die Tour trotz keiner körperlichen Probleme doch sehr viel Zeit und vor allen Dingen Nerven gekostet. Damit hatte ich, wie gesagt, nicht gerechnet, denn auf den Brevets hatte ich diese Probleme in diesem Ausmaß nicht.

Bis auf nachts waren immer wieder Leute zu sehen, später dann auch die von London Gestarteten, die uns entgegen kamen. Das finde ich schon erstaunlich bei nur 400 TeilnehmerInnen über diese Streckenlänge.

In England ist das Klima scheinbar wirklich sehr gemäßigt, d.h. es wird auch nicht so warm wie bei uns, weil es doch oft bedeckt ist. Wir hatten aber viel Glück mit dem Wetter und wurden die ganze Tour nicht nass bis auf die Letzten die sehr fertig und verfroren in Thorne ankamen. 

Für mich waren die Streckenabschnitte in den Norden und die in den Süden zwei verschiedene Touren. Die Nordtour wäre ich gerne 2 Mal gefahren und hätte dafür auf die Südtour verzichtet, nicht nur wegen der Streckenführung, im Norden gab es weniger Verkehr und gerade auch nachts von Interesse, längere Streckenabschnitte ohne ständige Richtungsänderungen, sondern auch wegen der Umgebung waren die Touren nicht zu vergleichen.

Dazu kommt, dass die EngländerInnen noch autofixierter sind als die Deutschen. Das erkenne ich z.B. daran, dass die sehr wenigen RadfahrerInnen in den Städten oft Warnwesten tragen, denn von einem akzeptablen Seitenabstand haben die meisten englischen AutofahrerInnen noch nichts gehört. Das sind noch mal ganz andere Verhältnisse als in Deutschland. Aber wie gesagt, es kommt darauf an, wann und wo man fährt. Das ist wieder ähnlich wie in Deutschland. Denn hier im Ruhrgebiet ist das Radfahren stellenweise auch unerträglich. An Radwege kann ich mich in England so gut wie nicht erinnern.

 


 

 

 

 

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