RTF, Radmarathon, Pässe und mehr

RTF Werl
 

Tourname: Windpark RTF
Startort: Werl
Verein: RSV Werl
Tourlänge: 41, 71, 111, 151 km
Höhenmeter: 600 hm

 

 
RTF Werl 110 km auf einer größeren Karte anzeigen

Werl 2007,

Irgendwie bin ich es im Moment leid, bei uns hier in der Gegend ständig auf den selben Straßen unterwegs zu sein. Allmählich kenne ich hier jedes Schlagloch beim Namen. So habe ich mich dann entschlossen, mit der Bahn nach Werl zur RTF zu fahren. Der gruselig frühe Start ab 7:30h war sogar fahrplantechnisch erreichbar und 50 Minuten Bahnfahrt inklusive einem normalerweise funktionierenden Anschluß noch tolerabel.

So bin ich dann um kurz nach halb sechs zu Hause los und erstmal zügig zum Paderborner Bahnhof gefahren, 11 Grad, trocken, fast windstill, Straßen frei. Als ich wegen rückwärtigen Verkehrs doch mal ganz kurz auf den Radweg ausweiche durchfahre ich prompt einen riesigen Scherbenhaufen, der schon befürchtete Plattfuß bleibt aber aus. Nach Fahrkartenkauf (der dritte Automat will mir tatsächlich gegen Bares Fahrkarten geben) noch ein kurzer lustiger Plausch mit dem Triebfahrzeugführer, es ist Sonntag morgen, erste Fahrt, anschließend stelle ich mein Rad in den Zug und inspiziere erstmal die Reifen. Es scheint nichts größeres steckengeblieben zu sein.  

Gegen 7:15h bin ich am Startort, der fast in unmittelbarer Bahnhofsnähe liegt. An der Trimmfahrer-Anmeldung bekomme ich für 4 Euro plus 2 Euro Nummernpfand die Startnummer 18. Passend kurz vor Start bin ich wieder draußen. Es warten nicht viele Fahrer auf den Start, vermutlich weniger als 50. Und recht bald geht es dann auch los   

Die Tour führt zunächst in Richtung Scheidingen, Dinker und Stocklarn, quasi flach und mit dem Wind im Rücken. Durch die geringe Starterzahl bilden sich nur wenige Gruppen, ich hänge wie üblich mit meinem Fahrtempo mal wieder leistungsmäßig irgendwo dazwischen, so fahre ich quasi von Beginn an allein. Kurz vor Stocklarn treffe ich dann doch wieder auf einige Fahrer.

Ein Wegweiser war etwas unglücklich angebracht und wurde offenbar von so ziemlich allen übersehen. Wir fahren einige hundert Meter zurück und entdecken ihn dann doch, kurz danach folgt die erste Kontrollstelle. Bis hier habe ich noch einen Schnitt oberhalb 30 km/h auf dem Tacho, der Wind hat ganze Arbeit geleistet. Da ich nicht das Gefühl habe selbst schon groß was getan zu haben lasse ich mir nur den Stempel geben und fahre sofort weiter. 

Ein paar Kilometer weiter merke ich daß das Rad schwammig beim Treten reagiert. Plattfuß am Vorderrad. Also rechts ran. Ursache war ein langer spitzer Dorn, den ich mir wohl beim Überfahren von irgendwelchem Geäst eingefahren haben muß. Die Entfernung ist nicht ganz trivial. Bei der Gelegenheit schaue ich mir den Reifen nochmal etwas genauer an und finde doch noch einen Haufen kleiner Glassplitter und Schottersteinchen, die sich oberflächlich eingearbeitet haben.

Das Glasbad heute morgen und die Drecksfahrten der vergangenen Tage scheinen dem Reifen nicht gut getan zu haben. Mit der Handpumpe bringe ich den Reifen auf einigermaßen passablen Druck, eine CO2-Kartusche mag ich da irgendwie nicht mehr reinjagen, denn an ein paar Stellen scheint die Karkasse auch nicht mehr so ganz ok zu sein. Lieber etwas weniger Druck als einen Totalschaden riskieren. Wegen der umfangreichen "Entkernung" des Reifens verliere ich fast 20 Minuten, dann geht es aber doch wieder weiter. 

Die Runde führt nun über Borgeln nach Soest, was nur am Rande durchfahren und schnell wieder verlassen wird. Die B1 wird per Ampel gequert, danach geht es dann allmählich aufwärts zum Haarstrang. Nach den ersten Höhenmetern, quasi auf 1/3 Höhe, ist in Theiningsen die zweite Kontrolle bei einem Bauernhof eingerichtet. Hier kann ich mir sogar kurz die Hände an einem Wasserkran waschen. Anschließend gönne ich mir Rosinenbrotschnittchen, alternativ hätte es auch noch Bananen und Apfelstückchen gegeben. Viele Fahrer, die ich während der Pannenbeseitigung habe vorbeiziehen sehen, sind auch noch hier. 

Hinter Theiningsen führt die Tour auf den Haarweg, wo die 71er-Runde wieder rechts und abwärts Richtung Werl geführt wird während die längeren Runden links und damit weiter aufwärts gehen. Bei Echtrop ist dann erneut Streckenteilung. Eigentlich wollte ich heute die 151er-Runde fahren, aber zwei Gründe sprechen für mich dagegen: zum einen bin ich immer noch ein wenig mißtrauisch mit dem Vorderrad, insbesondere Abfahrten mit nicht optimalem Reifendruck sind nicht so toll. Zum anderen habe ich in den letzten Tagen immer wieder mal leichte Knieprobleme gehabt, die sich auch leider auf dem bisherigen Abschnitt der Runde wieder bemerkbar gemacht haben. Da ich da nichts provozieren möchte bleibe ich lieber bei der kleinen Runde. 

Die 112er, auf der ich mich also nun befinde, führt nun wieder abwärts Richtung Völlinghausen und im Tal dann zum Möhnesee. Auf dem Weg nach Stockum am Möhnesee schließe ich zu einer Vierergruppe bestehend aus zwei Fahrern vom RMC Schloß Neuhaus und zweien vom Radtreff Borchen auf. Ahh ja, es gibt also noch mehr aus dem Umkreis Paderborn die sich auf den Weg zu dieser RTF gemacht haben. Wir fahren ein Stück gemeinsam, der Möhnesee wird nun über die Brücke bei Stockum gequert und auf der Südseite geht es auf der sehr schönen Nebenstrecke aufwärts durch den Wald nach Neuhaus. Bei Neuhaus ungefähr am höchsten Punkt der Route ist dann die dritte Kontrolle mitten im Wald auf einem Parkplatz aufgebaut. Hier gibt es Flüssiges, Apfelstückchen und Bananen. Zwei Apfelstückchen landen in meinem Magen, anschließend rollere ich allein weiter.  

Es geht nun erstmal lange abwärts zurück zum Möhnesee, dann über einen kurzen Buckel nach Delecke und ab dort dann wieder aufwärts zum Haarweg. Der Haarweg wird nun in Richtung Werl für längere Zeit abwärts befahren, dann ein paar Kilometer vor Werl folgt nochmal eine kleine Schleife über Westönnen und Mawicke. Nach 111.7 km ist dann der Startort in Werl wieder erreicht.  

Die Runde war insgesamt nett. Landschaftlich sehr schön ist der Abschnitt ab Völlinghausen, am Möhnesee und insbesondere dann die südliche Schleife über Neuhaus. Auch oben auf dem Haarstrang bietet sich immer wieder eine schöne Sicht auf die Natur ringsum. Die 112er-Runde empfand ich allerdings nicht als übermäßig anspruchsvoll.

Trotz überwiegender Alleinfahrt und völlig überaufgerüstetem Rad (knapp 15 kg...) habe ich einen Tachoschnitt oberhalb 27 km/h eingefahren und bin dabei eigentlich ziemlich ruhig gefahren, nicht zuletzt um mein linkes Knie nicht zu ärgern. Trotz durchaus vorhandener Höhenmeter war die Tour eher ein "Rollerkurs", bis auf eine kurze etwas steilere Rampe im letzten Teil der Runde vermutlich keine Steigung stärker als 5 %. Auch der längere Anstieg hoch nach Neuhaus ist nicht wirklich schwierig, wenn man von vornherein in gemäßigtem Tempo da hochfährt.  

Etwas schade war die geringe Fahrerzahl. Ich weiß zwar nicht, wie viele Fahrer später noch auf die Strecken gegangen sind aber ich hatte den Eindruck, daß die RTF insgesamt ziemlich schwach besucht war. Bei einer größeren Starterzahl hätte sich gerade diese Tour gut dafür geeignet, in größeren Gruppen mal so richtig ordentlich durch die Landschaft zu kacheln. Denn die Tour führte in den meisten Abschnitten über recht breite, zügig befahrbare Straßen und der sonstige Straßenverkehr war entsprechend der sonntäglichen Startzeit recht gering. Wenn man hingegen insbesondere den längeren Abschnitt auf dem Haarweg zurück Richtung Werl in Alleinfahrt nahm war diese Route zwar gut fahrbar, aber doch ein wenig einfallslos.  

Daß sich der Veranstalter insgesamt aber eine Menge Mühe gemacht hat konnte man an den Kontrollstellen sehen, wo immer mehrere Helfer zugegen waren und ein für meinen Geschmack gutes Angebot vorhanden war. Auch nach der Tour am Startort gab es für kleines Geld noch eine gute Auswahl an leckerem Kuchen, Schnittchen, Kaffee und Kaltgetränke.  

Ein ernster Kritikpunkt soll aber nicht unerwähnt bleiben: die Wegweiser. Zum einen war die Strecke abschnittsweise etwas sparsam beschildert, zum anderen - und das ist kritischer - sind die Pfeilrichtungen auf den Wegweisern aus der Ferne schlecht erkennbar. Das Problem: Die Wegweiser sind weiß und tragen in der Mitte den Schriftzug der RSV Werl, daneben dann (z. B.) links der Richtungspfeil in rot und rechts ein roter Radfahrer. Mit "rechts und links rot" läßt sich die Ausrichtung der Pfeile leider erst erkennen, wenn man recht nah herangefahren ist.  

Fazit:

unterm Strich eine gute Tour, die von Menschen organisiert wurde, die von Herzen engagiert waren (das merkte man). Leider mit ein paar Abstrichen wegen Wegweiser-Problem und Streckenwahl im hinteren Abschnitt (Haarweg abwärts). Schwierigkeitsgrad der 112er-Runde eher leicht, die Runde ist eher was für Fahrer die entweder gemütlich Ausdauerfahren oder in gemäßigt hügeligem Terrain auf Tempo kommen wollen.

Daniel Rödding

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