Beschreibung:
Apennin 28. April 2008 Santo Stefano di Sessanio(Abruzzo)
Wir stehen direkt dem einem kleinen See in Santo Stefano. Rechts ein Kirchlein, vor uns der See, im Hintergrund Santo Stefano mit seinen mittelalterlichen Häusern und hinter uns die imposante Bergwelt. Santo Stefano liegt auf 1250 Meter und in der Nacht wird es sehr kalt. Ich befürchte für unsere Tour das Schlimmste. Es ist aber strahlender Sonnenschein und das Thermometer klettert schnell nach oben. Es steht eine Fahrt über die wahnsinnig schöne Hochebene, eine Abfahrt nach Filipona und der 20 km lange Anstieg zum Vado di Sole (1644 m über NN) an.
Sofort nach dem Start beginnt der schöne Anstieg nach Campo Imperatore. Dazu sind auf einer Strecke von 9 km, 400 Höhenmeter zu überwinden. Einer davon schöner wie der Andere. Es beginnt mit 2 langen Geraden die mit einer Haarnadelkurve verbunden sind. Die Ausblicke bei der Auffahrt sind überwältigend. Santo Stefano verschwindet unter uns und die umliegenden weißen Bergriesen rücken näher. Kein Baum behindert diese schönen Ausblicke.
Nach 9,8 km Fahrt durch eine grandiose Landschaft ist die Passhöhe am Monte Cecco d’Antonio mit 1635 Meter erreicht. Die Straße büßt auf den nächsten 3 km bis zum Abzweig auf die Hochebene 55 Höhenmeter ein. Vor uns haben wir heute freie Sicht auf den Crono Grande. Er ist die höchste und für mich imposanteste Erhebung (2912 Meter) im Apenningebirge.
Wir biegen rechts ab und es beginnt eine unbeschreiblich schöne Fahrt durch die Bergwelt. Auf den folgenden 9 km verlieren wir weitere 70 Höhenmeter. Dazu bläst ein heftiger Rückenwind. So macht das Fahren richtig Spaß und die 9 km vergehen wie im Flug.
An der Straßenteilung verlässt uns rechts die Straße zum Valico di Cpo la Serra. Diese Passhöhe sind wir schon vor ein paar Tagen gefahren und heute biegen wir links ab. Schnurgeradeaus verläuft die Straße auf 1,8 km auf den bewaldeten Berghang zu. Schon von Weitem sehen wir die Einkerbung des Straßenverlaufs am Berg. Es sieht sehr steil aus, hält sich aber im Rahmen.
Mit durchschnittlich 6 % geht es auf den nächsten 2,8 km zum Vado di Sole hinauf. Die Passhöhe liegt in der Kurve auf 1640 Metern über dem Meeresspiegel und den können wir sogar im Dunst tief unten erahnen. Im Sommer werden wohl die Blätter der Bäume den Blick dorthin verhindern.
Das ganze war alles eine Aufwärmübung, denn nun steht uns eine 20 km lange Abfahrt bevor. Die Abfahrt vom Vado di Sole ist sehr waldreich. Erst an einer Hotelanlage werden die Ausblicke schöner. Das Tal der Tavo liegt noch unheimlich tief unter uns und wir genießen die laue Frühlingsluft bei der Abfahrt.
Dann ist Farindola erreicht. Die Schule scheint gerade aus zu sein und so befinden sich viele Kinder und Jugendliche auf den Straßen. Es ist größte Aufmerksamkeit angesagt, denn es geht sehr steil durch den Ort hinunter. Das ist dann doch schnell geschafft und an der Tavobrücke machen wir kehrt.
Sie liegt 3,5 km unterhalb von Farindola. Der erste Kilometer ist wieder zum warm werden, denn die Steigung beträgt nur 4-5%. Unser Blick geht nach vorne und nach oben. Dort baut sich eine Wand aus Fels und dichtem Baumbestand auf.
Es wird unser längster Anstieg in Italien sein. Schön hebt sich im Vordergrund das Örtchen Farindola ab. 6,3 % beträgt die Steigung auf dem 2. Kilometer. Die Straße schlängelt sich dabei an einigen Häusern vorbei. Am Ortschild von Farindola zieht die Steigung an und in 2 engen Kehren wird der Ort passiert.
Bei km 5 ist der Straßenabzweig der SP 72 und der Passstraße zum Vado di Sole erreicht. Diese Straßengabelung ist sehr unübersichtlicht und die Vorfahrt ist nicht eindeutig geregelt, so ist beim Einbiegen nach links auf die Passstraße größte Vorsicht angesagt. Der Straßenverkehr geht auf 0 zurück und so können wir im unteren Teil der Passstraße bei noch baumloser Landschaft die Ausblicke ins immer tiefer liegende Tal genießen.
Die Straße wird kurvenreicher und nur einige Ferienhäuser sind am Straßenrand zu sehen. Der letzte Kilometer war deutlich steiler (über 7%). Ab km 7 geht die Steigung auf 3 % zurück und wir haben die ersten 300 Höhenmeter hinter uns.
1000 Höhenmeter warten aber noch darauf gefahren zu werden und die sind teilweise nicht ganz ohne. Nach einer Doppelkurve tritt die Straße wieder aus dem Wald hinaus und bei km 8,5 beginnt eine Abfolge von unregelmäßigen Serpentinen. Sie bieten wieder herrliche Aussichten auf die tiefe Ebene, wir sind mittlerweile 850 Meter hoch, und auf den waldreichen Berghang vor uns.
Bei km 10 gibt es einen wunderschönen Aussichtspunkt mit Bänken als Picknickplatz hergerichtet. An Werktagen ist weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Mit 8,1 % Steigung war der letzte Kilometer nicht gerade flach und so ist es uns ganz recht das die nächsten 2 km mit 6 % ein wenig leichter sind. Bei km 11 kommt das Hotel Regiopiano ins Blickfeld.
Hier gibt es an der rechten Seite (km 12) die letzte Wasserstelle zum Befüllen der Trinkflaschen. Wir haben zwar im oberen Teil noch eine gesehen, doch dort kommt nicht immer Wasser heraus. Eine 180° Kehre führt uns um das Hotel herum und eine fast 1 km gerade verlaufende Straße führt uns auf die nächste Doppelkehre zu. Bei km 14 zweigt rechts die Straße nach Capelli ab. Sie führt ins Mecca der italienischen Porzellanindustrie, befindet sich aber in einem desolaten Zustand.
Wir bleiben auf der Passtrasse die nun auch zusehends schlechter wird. Inzwischen ist dichter Wald um uns herum und Ausblicke gibt es so gut wie keine mehr. Die Steigung zieht aber wieder an und liegt, auf der sich durch den Wald schlängelnden Straße, um die 7,5%. Wir haben km 16,5 erreicht und vor uns beginnt eine Abfolge steiler Serpentinen.
Teilweise wird die 15% Marke erreicht und so gilt es die sechs 180° Kehren ruhig anzugehen. Der Berghang ist an dieser Stelle so steil, dass wir die unter uns liegenden Straßenteile nicht sehen können. In dieser Höhe (1400 Meter) sind die Bäume, wir haben Ende April, noch ohne Blätter und so können wir durch die Zweige den einen oder anderen Blick in die tiefe Ebene werfen.
Sie liegt fast senkrecht unter uns. Bei km 19 ist das Schwerste geschafft und auf den letzten 2 km folgt der Straßenverlauf dem in Wellen verlaufenden Berghang. Die Steigungen liegen immer noch bei 7% und nach 20,8 km ist Vado di Sole mit einer Höhe von 1640 Metern über NN erreicht. Die Ausblicke von der Passhöhe sind überwältigend und auch hier bietet sich ein Picknikplatz zum Rasten an. Wir halten uns aber nicht lange auf, denn uns erwartet ein Highlight des Apennins, die Hochebene Campo Imperatore. Über 13 km verläuft die Straße, umsäumt von den Riesen des Gran Sasso D’Italia, auf einer Höhe von über 1500 Metern. Vor uns haben wir dabei die höchste Erhebung des Apennins den Corno Grande mit 2912 Metern.
Wir fahren nicht die gesamte Hochebene ab, sondern biegen wieder nach San Stefano links ab und genießen die rasende Abfahrt in den Ort.
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