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Radmarathon Fleche de L'Est (Belgien)
 

1-5 | 6-10 | 11-15 | 16-20 | 21-25 | 26-30

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Tourname: Fleche de l'Est
Startort: Herbesthal / Lontzen
Verein: Cyclo-Club HELOWA
Tourlänge: 205 km
Höhenmeter: 3650 m

 

 

 

 

 

Herbesthal (Belgien) 2006

Ein Teilnehmerbericht von Frank Hartfeld

Diese Tour hatte ich mir ja schon letztes Jahr ausgeguckt – damals hatte ich aufgrund des heftigen Dauerregens jedoch kurzentschlossen die Bettdecke wieder zurückgedreht

Dieses Jahr hatte ich diese Tour wieder ganz oben auf meiner Liste –nicht zuletzt weil der Startort in Herbesthal / Lontzen nur eine knappe Autostunde von Köln entfernt liegt.

Noch im Dunkeln losgefahren, wollte ich den Start um 6:30 h nicht verpassen, auch wenn ich von St. Vith wusste, dass die Belgier den Start ihrer Veranstaltungen ganz locker anlaufen lassen. Mir war jedoch aufgrund der Beschreibungen des Vereins im Internet klar (
http://www.helowa.be ), dass dies heute kein Spaziergang werden sollte.

Auf halber Strecke der Anfahrt bei Düren kamen in mir schon wieder Zweifel auf, ob dieser Start wirklich eine gute Entscheidung war, denn eine heftige Schauer kam herunter: Wie soll ich bei diesem Wetter denn nur die Rampen hochkommen ?! Nein – diesmal kneifst du nicht wie letztes Jahr ... du hast ja heute
auch ein 29er hinten drauf.

Hinter der Grenze ließ zum Glück auch der Regen nach und der Start war recht schnell nach dem Abzweig gefunden, auch wenn ich im Dunkeln etwas Mühe hatte, die Schilder zu sehen.

Zunächst eine Tasse Kaffee und dann Anmelden: Nur 5 € Eintritt – für deutsche Verhältnisse kaum zu glauben!

Dann das Rädchen aufrödeln: Wie erwähnt mit 29er Ritzelpaket (+Kompaktkurbel) sowie 25 mm-Reifen wegen meiner früheren Erfahrungen mit belgischen Strassen. Schutzblech und Regengamaschen sowie Regenjacke waren auch angesagt.Die Brille hab ich gleich im Auto gelassen – das wird heute sowieso nichts mit trockenem Durchblick.

Pünktlich zu meinem Start um 6:45 h tröpfelte es dann auch wieder, aber die ersten Stunden sollte es noch relativ trocken bleiben. Zunächst wurde Herbesthal in Richtung Baelen und Dolhain verlassen. Hinter Dolhain wunderte ich mich schon über das angenehme Einrollen durch das Tal – wie wollen die Veranstalter denn noch die angekündigten Höhenmeter einfahren ?! An der nächsten Kreuzung kein Pfeil – ich hab' mal wieder meine Orientierungskünste spielen lassen. Zurück nach Dolhain – 6 Zusatzkilometer und den Abzweig gefunden: Richtig, jetzt geht ja auch hoch – und das zur Einstimmung schon mal richtig.

Dieser Anstieg führte herauf nach Thier du Limbourg, wo eine Art Schlossanlage über der Stadt thront. Und zur Einstimmung war dies schon mal ein satter 10%er ...

Der Fotostop war natürlich nur wegen der beeindruckenden Anlage ;) Das 29er bewährte sich schon hier und sollte auch weiterhin genügend Futter bekommen! Es ging nun weiter über kleine Straßen mit schnuckeligen Dörfer mit den typischen Häusern mit schönen Steinfassaden. Im weiteren Verlauf gab es jetzt fast keine Flachpassagen, denn die Strecke war nahezu durchgängig wellig. Limbourg, Verviersfontaine, Tiège und Polleur waren die nächsten Stationen, bevor die nächste Herausforderung auf mich wartete: Der Anstieg nach Sarpay. Zur Belohnung war dann oben auch die erste Kontrolle. Es gab RTF-Waffeln, Pfefferkuchen, Kekse, Bananen und Tee. Nicht lange anhalten, denn das Programm hat ja noch einiges zu bieten.

Auch weiterhin blieb die Strecke „unruhig" – aber ich hatte es ja so gewollt. Über Ardespine, Tiège, Nivezé und Géronstère ging es nach Spa, wobei – wie auch später in Malmedy – diese größeren Städte nur am Rand berührt wurden, um dann möglichst bald wieder auf kleine, fast unbefahrene Straßen abzuzweigen.
Ich habe noch nie solche Riesenwände von blauen Wasserkästen gesehen - wir fuhren vorbei an der Wasserfabrik von Spa. Bei Spa gab es dann auch die erste größere Regeneinheit – zum Glück in einem großen Buchenwald, so dass es nicht ganz so schlimm war. Im weiteren Verlauf des Tages gab es noch zwei größere Duschen – zwischendurch gab es aber auch sonnige Stunden, so dass sogar die Straßen abtrockneten, wobei der stramme Wind sicherlich hilfreich war.

Auf dem folgenden Weg nach Neuville über Winamplanche, Creppe, Andrimont und Ruy galt es immer wieder ordentliche Anstiege zu meistern, aber die wunderschöne Landschaft entschädigte für alle Anstrengungen. An diesen Dörfern kann ich mich einfach nicht satt sehen. Die Landschaft ähnelt teilweise einem Park mit vielen Hecken und Bäumen, die durch den Verbiss der Kühe wie Schirmakazien aussehen.

Die Hecken waren – insbesondere zum Ende hin im Hohen Venn - manchmal haushoch; wohl von Generationen als Windschutz gepflegt. Vielfach handelte es sich um Buchen oder Hainbuchen; kleinere Hecken waren auch aus Weißdorn zurechtgestutzt.

Das anscheinend schon der Herbst vor der Tür steht, machte einem nicht  nur das Wetter klar – die Schwalben konnte man beim „Zusammenrotten" für den Start in den Süden beobachten. Nach der zweiten Kontrolle hinter Neuville ging es erst mal ob in ein Tal, wo ein bisschen Erholung angesagt war. Jedoch bald schon kam die Streckentrennung der 150er, wobei die 100er und 200er Strecke jetzt auf die härteste Prüfung geschickt wurden: Côte de Rivage. Hier gab es in Spitzen bis hin zu 20%. Das den Fahrern der 100er auch dieser Berg eingeschenkt wurde – alle Achtung.  

Oben angelangt konnte man einen kurzen Blick auf die Rennstrecke von Francorchamps erhaschen und die 100er-Strecke verließ uns jetzt auch. Über Rivage und Meiz kam ich weiter bis nach Malmedy, wo aber schon am Orteingang auf eine Schleife zum Umrunden der Stadt abgezweigt wurde. Gespickt mit weiteren kleinen Anstiegen, ging es über Falize und Lasninville nach Pont, wo mir schon ein vorausfahrende Mitradler entgegenkam – so hatte ich mich zumindest nicht alleine verirrt. Wie dann auch noch drei Wallonen hinzukamen, war die (Sprach)Verwirrung perfekt, aber es war beruhigend, dass es auch mal andere trifft...
Es kam auch noch ein Flame aus Gent hinzu, mit dem ich anschließend mehr oder minder bis zur übernächsten Kontrolle zusammenfuhr.

Zum Glück mussten wir nicht viel zurückfahren – ein Pfeil war verdreht und nach dem Zurückdrehen ging es jetzt ordentlich rauf nach Lamonriville. Über Hédomont und Florihé ging es dann zurück auf eine Hauptstrasse in Malmedy, die jedoch nach wenigen Kilometern in Richtung Arimont links ab ging. Pünktlich zum folgenden Anstieg goss es nun aus Kübeln – da musst du jetzt durch. Mein Tacho hatte jetzt auch genug vom Regen und stellte die Zusammenarbeit ein – die zweite Hälfte der Strecke galt es nun ohne ihn zu bewältigen. Später bekam ich dann auch mit, dass auch die Tachos anderer Mitfahrer „abgesoffen" waren.

Auf dieser Strecke kamen mir erstaunlich viele Mountainbiker entgegen, was sich dann auch auflöste: Ich passierte eine Kontrolle, wo anscheinend die entsprechende Veranstaltung versorgt wurde. Überhaupt ist die ganze Gegend durchzogen von vielen Schildern, die auf die verschiedensten Mountainbikestrecken verweisen – die Gegend dürfte auch ein El Dorado für diese Gemeinde sein. Einen Kilometer später kam dann auch die dritte Kontrolle.  

Wie immer wurden wir freundlich empfangen und verköstigt. Hier gab es neben den Waffeln, Pfefferkuchen und Bananen auch Apfelsinen. Recht schnell wieder aufs Rad, bevor die Muskeln zu kalt werden. Weiterhin galt es Kilometer und Höhenmeter zu sammeln: Über eine Vielzahl kleiner Dörfchen wie Waimes, Bruyères, Gueuzaine usw. bis Möderscheid. Hierbei sah und traf ich ab und zu einen Mitfahrer, aber letztlich fuhr ich doch alleine und genoss einfach die herrliche Landschaft. Interessant war auch das „erfahren" der Sprachgrenzen: In einem Ort war noch alles französisch, im nächsten dann deutsch ausgeschildert.

In Honsfeld sammelt sich dann wieder das lockere Fahrerfeld, da hier ein Pfeil fehlte. Anhand der Startkarte wurde sich dann doch für die Richtung Büllingen entschieden und glücklicherweise kam dann auch nach ca. 1 km der erlösende Pfeil. Nach Wirtzfeld und Berg erreichten wir dann die vierte Kontrolle, die in  einem Wald lag. Man teilte uns mit, dass nun die schlimmsten Steigungen vorbei seien, aber ich traue inzwischen keinem „Bergbewohner" bei solchen Aussagen – auch „kleinere" Anstiege können auf den letzten 60 Kilometern noch ordentlich beißen – und sie bissen...  

Jetzt ging es permanent auf und ab, wobei ich ab den Rest der Strecke zusammen mit einem Mitstreiter aus St. Vith fuhr, was die Stimmung aufhellte und ein paar zusätzliche Infos über die Gegend einbrachte.

Es folgte ein Auf und Ab, dass uns über Nidrum, Weywertz, Champagne, Robertville, Longfaye in die Nähe des Hohen Venn brachte. Baraque Michel wurde jedoch umfahren, was meinen müden Beinen sehr entgegen kam, da sich unterschwellig Krämpfe „androhten". Aber ansonsten wurde keine Kuppe ausgelassen, denn es galt weiterhin verkehrsarme und landschaftlich schöne Ecken abzufahren. In einer Waldpassagen hörte ich es dann auf einmal hinter mir krachen – der St. Vither Mitfahrer hatte die Kante der Straße touchiert und sich abgelegt. Zum Glück war er nicht verletzt und das Rad war auch weiterhin
(nach Kettenauflegen) einsatzbereit.

Xhoffraix, Cockaifagne und Le Wéyai waren die nächsten Stationen, bevor wir die letzte Kontrolle in Sart erreichten. Die letzten Kilometer galt es jetzt noch zu bezwingen, wobei hinter Solwaster noch mal ein besserer Anstieg anstand, um dann wieder in dieses Dorf zurückzukehren – auch auf den letzten Kilometern wurde nichts geschenkt. Hinter Herbiester ging es dann runter ins Tal nach Baelen. Diese Strecke vorbei am Stausee „Lac du Gileppe" kannte ich noch von der Aachener RTF „Durch die Ardennen" – nur andersrum.

Die letzten Kilometer waren dann (endlich) etwas ruhiger und zusammen erreichten wir wieder das Ziel um 17:30 h. Dies war sicherlich keine Glanzzeit, jedoch mehr war heute definitiv nicht drin, ohne dass Knie oder Krämpfe mir ein vorzeitiges Ende beschert hätten. Ich traf auch noch Coloni, der die 100er besucht hatte – jedoch war es nur ein kurzes Hallo, da ich unbedingt aus den nassen Klamotten und unter die Dusche wollte.

Ich bekam auch noch eine Tasse Kaffee und Reiskuchen (mit Milchreis). Nach 18:00 h begann dann langsam der Abbau der Theken und Möbel. Viel später hätte ich dann wohl auch nicht eintreffen sollen.  

Fazit:  

Dies ist kein Marathon zum Einsteigen. Gute Kondition sowie Einschätzen der eigenen Reserven sind meiner Meinung nach absolute Voraussetzung, um diese Strecke zu überstehen.   Diese Veranstaltung hätte in der Szene bedeutend mehr Zuspruch verdient, zumal der Kölner Raum fast nebenan liegt. Die Strecke ist hervorragend ausgesucht sowie gut ausgeschildert. Es geht weitestgehend über kleine, sehr verkehrsarme
Straßen mit wunderschönen Dörfern. Die Landschaft ist einfach der absolute Genuss mit z.T. parkähnlichem Charakter.

Der Veranstalter haben sich alle Mühe gegeben, eine herausfordernde Strecke bereitzustellen, die mir alles abverlangte. Auch die „kleineren"  Strecken sind hier sicherlich kein Spaziergang !

Die Kontrollen sind sehr hilfsbereit und haben (verpflegungstechnisch) gutes RTF-Niveau. Ich habe zusätzlich auf meine vorsorglich mitgenommenen Riegelreserven zurückgegriffen, was ich bei diesem geringen Startgeld jedoch nicht als Manko vermerke, sondern schon eingeplant hatte.  Diese Tour ist fürs nächste Jahr schon fix gebucht – es sei denn es schüttet aus Kübeln oder meine Form ist im Keller.

Frank Hartfeld

 
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